Hinter der 3-Milliarden-Bewertung: Phantoms Wachstumsängste und der Durchbruch im Multichain-Bereich
Originaltitel: „Die verborgenen Chancen und Sorgen hinter dem Web3-Super-Einhorn Phantom“
Originalautor: zhou, ChainCatcher
Im Jahr 2025 findet auf dem Markt für Krypto-Wallets ein erbitterter Kampf um Marktanteile statt.
Mit dem Abflauen des Meme-Coin-Booms strömen Hochfrequenz-Trader in großer Zahl zu Wallets, die von Börsenplattformen betrieben werden, da diese niedrigere Gebühren und stärkere Anreize bieten. Angesichts des geschlossenen Ökosystems der Börsen wird der Lebensraum für unabhängige Anbieter immer weiter eingeschränkt.
Vor diesem Hintergrund rückt die Performance von Phantom in den Fokus. Zu Beginn des Jahres trieb das Projekt mit einer Finanzierungsrunde von 150 Millionen US-Dollar seine Bewertung auf 3 Milliarden US-Dollar. Seit dem vierten Quartal hat Phantom zudem eine eigene Stablecoin namens CASH, eine Prognosemarkt-Plattform sowie eine Krypto-Debitkarte eingeführt, um jenseits des Handelsgeschäfts neue Wachstumspunkte zu erschließen.
3 Milliarden Bewertung: Von Solana-Start zum Multichain-Ausbau
Ein Rückblick auf die Entwicklung von Phantom zeigt: 2021 explodierte das Solana-Ökosystem, doch die On-Chain-Infrastruktur war noch unvollständig. Traditionelle Krypto-Wallets wie MetaMask unterstützten hauptsächlich Ethereum und waren mit anderen Chains nur unzureichend kompatibel, was zu Defiziten im Nutzererlebnis führte.
Normalerweise müssen Nutzer beim Erstellen einer Wallet 12 oder 24 Seed-Phrasen manuell notieren. Geht der Schlüssel verloren, sind die Vermögenswerte unwiederbringlich verloren – das empfinden viele potenzielle Nutzer als umständlich und riskant.
Die drei Gründer von Phantom hatten zuvor viele Jahre bei 0x Labs (einem Ethereum-DeFi-Infrastrukturprojekt) gearbeitet. Sie erkannten diese Chance und entschieden sich, mit Solana zu starten und eine Wallet mit übersichtlicher Oberfläche und intuitiver Bedienung zu entwickeln. Die zentrale Innovation lag in der Optimierung des Backup-Prozesses: Es wurden einfache Alternativen wie E-Mail-Login, biometrische Authentifizierung und verschlüsselte Cloud-Backups angeboten, um das manuelle Notieren der Seed-Phrase zu ersetzen und so die Einstiegshürde für Anfänger deutlich zu senken.
Im April 2021 wurde die Phantom-Browser-Erweiterung veröffentlicht und erreichte innerhalb weniger Monate über eine Million Nutzer – sie wurde zur bevorzugten Wallet für Solana-Nutzer. Laut RootData erhielt Phantom im Juli desselben Jahres, noch in der Testphase, eine von a16z angeführte Series-A-Finanzierung über 9 Millionen US-Dollar; im Januar 2022 führte Paradigm eine Series-B-Finanzierung über 109 Millionen US-Dollar an, wodurch die Bewertung auf 1,2 Milliarden US-Dollar stieg; Anfang 2025 führten Paradigm und Sequoia erneut eine Finanzierungsrunde über 150 Millionen US-Dollar an, die die Bewertung auf 3 Milliarden US-Dollar anhob.

Mit zunehmender Größe begann Phantom, sein Multichain-Portfolio auszubauen und unterstützt mittlerweile mehrere Public Chains, darunter Ethereum, Polygon, Bitcoin, Base und Sui, um das Label „Solana-only Wallet“ abzulegen. Allerdings unterstützt Phantom derzeit noch nicht nativ die BNB Chain; Nutzer haben sich bereits darüber beschwert, dass Phantom zwar ETH, aber nicht BNB Chain unterstützt, was zu Problemen beim Erhalt von Airdrops führte.
Freuden und Sorgen im Jahr 2025
Für Phantom ist 2025 ein Jahr mit Licht und Schatten: Einerseits gibt es schnelle Durchbrüche bei Nutzerzahlen und Produkten, andererseits wird der Marktanteil beim Handelsvolumen massiv von Wallets der Börsenplattformen aufgezehrt.
Im Detail ist das Nutzerwachstum besonders beeindruckend. Die monatlich aktiven Nutzer von Phantom stiegen von 15 Millionen zu Jahresbeginn auf fast 20 Millionen zum Jahresende – eines der höchsten Wachstumsraten unter den unabhängigen Wallets, insbesondere in Schwellenmärkten wie Indien und Nigeria.
Gleichzeitig überschritt das von Phantom verwaltete Vermögen 25 Milliarden US-Dollar. In Spitzenzeiten wurden in einer Woche bis zu 44 Millionen US-Dollar eingenommen, der Jahresumsatz übertraf zeitweise sogar MetaMask. Der kumulierte Umsatz von Phantom liegt derzeit bei fast 570 Millionen US-Dollar.
Allerdings gibt es auch deutliche Sorgen auf der Handelsvolumenseite. Laut Dune Analytics sank der Marktanteil von Phantom im gesamten Embedded-Swap-Markt von fast 10 % zu Jahresbeginn auf 2,3 % im Mai und schrumpfte bis Jahresende weiter auf nur noch 0,5 %. Wallets der Börsenplattformen locken mit günstigeren Gebühren, schnellerer Listung und hohen Airdrop-Subventionen viele Hochfrequenz-Trader an. Derzeit hält Binance Wallet fast 70 % Marktanteil, OKX (Wallet + Routing-API) zusammen über 20 %.

Die größte Sorge des Marktes in Bezug auf Phantom bleibt jedoch die enge Bindung an Solana. Daten zeigen, dass 97 % der Swap-Transaktionen von Phantom auf Solana stattfinden, während der Total Value Locked (TVL) von Solana seit dem Höchststand von 13,22 Milliarden US-Dollar am 14. September um über 34 % auf aktuell 8,67 Milliarden US-Dollar gefallen ist – ein Sechsmonatstief. Das wirkt sich direkt negativ auf die wichtigsten Handelskennzahlen von Phantom aus.

Angesichts dieses Drucks setzt Phantom seine Ressourcen auf neue Produkte, um eine zweite Wachstumskurve zu erschließen.

Auf Produktebene hat Phantom eine Reihe differenzierter Funktionen eingeführt:
· Im Juli wurde Hyperliquid Perpetuals integriert. Bereits nach etwa 16 Tagen wurden rund 1,8 Milliarden US-Dollar Handelsvolumen erzielt, durch das Builder-Codes-Provisionsmodell wurden fast 930.000 US-Dollar eingenommen;
· Im August wurden das Meme-Coin-Überwachungstool Solsniper und die NFT-Datenplattform SimpleHash übernommen, um die Abdeckung spezieller Handelsbedürfnisse weiter zu stärken.
· Die Ende September eingeführte native Stablecoin CASH überschritt schnell ein Angebot von 100 Millionen US-Dollar, im November wurden über 160.000 Transaktionen pro Tag erreicht. Der Kernvorteil liegt in gebührenfreien P2P-Transfers und begleitenden Kreditprämien;
· Im Dezember wurde in den USA die Phantom Cash Debitkarte eingeführt, mit der Nutzer On-Chain-Stablecoins direkt für Kartenzahlungen verwenden können; sie ist zudem mit Apple Pay und Google Pay kompatibel;
· Am 12. Dezember wurde die Einführung einer Prognosemarkt-Plattform angekündigt, die Kalshi in die Wallet integriert und bereits für berechtigte Nutzer geöffnet ist;
· Gleichzeitig wurde das kostenlose SDK „Phantom Connect“ eingeführt, das es Nutzern ermöglicht, mit einem einzigen Account nahtlos verschiedene Web3-Anwendungen zu nutzen und so die Onboarding-Hürde für Entwickler und Nutzer weiter zu senken.
Am meisten Aufmerksamkeit erhalten dabei die Debitkarte und die Stablecoin CASH – Phantom versucht, mit ihnen das „letzte Meile“-Problem bei der Nutzung von Krypto-Assets im Alltag zu lösen.
Phantom-CEO Brandon Millman erklärte öffentlich, dass man kurzfristig keine eigene Coin herausgeben, kein IPO anstreben und keine eigene Chain aufbauen werde. Alle Energie werde darauf verwendet, das Produkt zu perfektionieren und die Wallet zu einem Finanzinstrument für jedermann zu machen. Er ist überzeugt, dass das Endspiel im Wallet-Sektor nicht darin besteht, wer das größte Handelsvolumen hat, sondern wer Krypto zuerst in den Alltag bringt.
Doch der Weg zur „letzten Meile“ der Krypto-Zahlungen ist steinig, und Phantom ist nicht das erste unabhängige Non-Custodial-Wallet, das eine Debitkarte einführt.
Bereits im zweiten Quartal 2025 hatte MetaMask in Zusammenarbeit mit Mastercard, Baanx und CompoSecure die MetaMask Card eingeführt, die eine Echtzeit-Umwandlung von Kryptowährungen in Fiat für Zahlungen ermöglicht und in der EU, Großbritannien, Lateinamerika und anderen Regionen ausgerollt wurde. Die Karte von MetaMask ist weiter verbreitet und wurde früher eingeführt, ist jedoch auf Ethereum- und Linea-Netzwerke beschränkt, wodurch die Gebühren höher und die Geschwindigkeit langsamer ist. Nutzer berichten, dass sie „praktisch, aber wenig genutzt“ sei.
Im Vergleich dazu ist die Debitkarte von Phantom später gestartet und derzeit nur in den USA in begrenztem Umfang verfügbar – die tatsächliche Akzeptanz muss sich noch zeigen. Theoretisch könnte sie dank der niedrigen Gebühren von Solana in preissensiblen Schwellenmärkten wettbewerbsfähiger sein, doch bei globaler Abdeckung und Händlerakzeptanz besteht im Vergleich zur MetaMask Card noch ein deutlicher Rückstand.
Auch bei der Stablecoin gilt: Sollte CASH keinen nachhaltigen Netzwerkeffekt erzielen, könnte sie das gleiche Schicksal wie andere native Wallet-Stablecoins ereilen – ein starker Start, gefolgt von einem schnellen Rückgang. So überschritt die native Stablecoin mUSD von MetaMask nach dem Start schnell die Marke von 100 Millionen US-Dollar, fiel aber innerhalb von weniger als zwei Monaten auf etwa 25 Millionen US-Dollar zurück.
Fazit
Mit dem Ende des Meme-Booms ist das Handelsvolumen keine verlässliche Schutzmauer mehr – unabhängige Wallets müssen zu den Kernfunktionen von Finanzdienstleistungen zurückkehren.
Insgesamt integriert Phantom auf der Handelsseite Hyperliquid Perpetuals und Kalshi Prognosemärkte, um fortgeschrittene Nutzer zu halten; auf der Konsumseite setzt man auf die Stablecoin CASH und die Debitkarte, um On-Chain-Assets wirklich in den Alltag zu bringen.
Dieser zweigleisige Ansatz aus „Handelsderivaten + Zahlungsverkehr“ ist Phantoms Selbstrettung angesichts des Matthäus-Effekts im Wallet-Sektor. Es geht nicht nur um die Suche nach einer zweiten Wachstumskurve, sondern auch um die Definition des Endspiels für unabhängige Wallets.
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